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Vipers-News

Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen ...

Seit 2009 gehört die niederländische Linksaußen zum Inventar der Vipers – mit ihren Toren, ihrem Ehrgeiz und ihrer enormen Fitness hat sie sich schnell in die Herzen der Fans gespielt. Die Linksaußen überzeugt nicht nur im Angri mit ihrer Wurfstärke, sondern auch in der Deckung mit ihrer taktisch klugen Spielweise. Aber auch im Team ist sie eine absolute Führungspersönlichkeit, die ihre Mitspielerinnen immer wieder positiv antreibt. Die aktuelle Spielzeit wird für Miranda Schmidt-Robben die letzte Saison in ihrer erfolgreichen Karriere sein. In diesem Interview möchten wir mit ihr auf diese tolle Zeit zurückblicken:

Miranda, wenn du heute an den 16. Mai 2018 denkst, was empfindest du dann?
M: Wenn ich jetzt an diesen Tag denke,könnte ich gleichzeitig lachen und weinen. Ich werde schon langsam nervös und bekomme auch das berühmt-berüchtigte Kribbeln im Bauch. Das letzte Mal vor eigenem Publikum, und zehn Tage später ist auf einmal etwas vorbei, wofür man jahrelang gelebt hat – schon irgendwie seltsam.

Wann hast du für dich entschieden, dass nach dieser Saison deine Karriere vorbei sein wird, und welche Gründe spielten für dich die entscheidende Rolle?
M: Ehrlich gesagt war ich schon nach der letzten Saison kurz davor, aufzuhören. Ich hatte aber irgendwie das Gefühl, dass ich noch nicht ganz fertig war mit Handball, jetzt bin ich mir dagegen sicher – und diese Saison wird vermutlich die erfolgreichste der Vereinsgeschichte, und da ist es schön, noch mal mitgeholfen zu haben. Es wird jedoch einfach mal Zeit für einen neuen Lebensabschnitt: Familienplanung vorantreiben, beruflich weiterentwickeln und einfach mal Freizeit haben, um zu reisen und das Leben zu genießen. Außerdem bin ich bis jetzt ohne große Verletzungen (toi,toi,toi) durch meine Laufbahn gekommen, da will ich das Schicksal nicht noch unnötig herausfordern.

Hast du Angst davor, dass Handball dir schnell fehlen wird? Deine Schwester spielt ja nach ihrem Karriereende beim SVG Celle in der zweiten Mannschaft weiter. Ist das auch eine Option für dich?
M: Ich glaube nicht. Ich werde mich auf jeden Fall weiter in Form halten, aber es einfach genießen zu trainieren wann ich es möchte – ohne fest vorgegebene Trainingszeiten. Trotzdem sage ich nicht, dass ich nie wieder Handball spielen werde. Ob und wann und wo wird die Zukunft zeigen.

In der 1. Handball Bundesliga Frauen gibt es viele große Traditionsstandorte wie bspw. Thüringen, Leipzig, Dortmund und, Leverkusen. Wann hast du zum ersten Mal von Bad Wildungen gehört und wie konnte man dich damals für die Vipers gewinnen?
M: Während meiner ersten Station in Deutschland bei Borussia Dortmund bekam ich natürlich schon mit, welche Mannschaften in der 1. und 2. Bundeliga vertreten sind. Aber so richtig habe ich mich mit Bad Wildungen erst befasst, als 2009 das Angebot kam. Dadurch, dass wir in Dortmund als sportlicher Absteiger aus der 1. Liga feststanden, traf ich die Entscheidung mich den Vipers anzuschließen, die als aufstrebender Verein in Handball-Deutschland auftauchten.


Als dienstälteste Spielerin hast du in deiner Handballkarriere viel erlebt. Wieso bist du den Vipers so lange treu geblieben, und gab es in den Jahren nicht auch verlockende andere Angebote?
M: Neun Jahre beim gleichen Verein zu bleiben ist heutzutage im Spitzensport ja nun nicht mehr gerade an der Tagesordnung. Natürlich gab es zwischendurch immer wieder mal andere Angebote, auch aus dem Ausland und sportlich sowie finanziell manchmal lukrativer, aber von Jahr zu Jahr habe ich mich hier im Waldecker Land einfach immer mehr verwurzelt. Ich war und bin immer noch extrem stolz darauf, dass wir mit unserem kleinen Verein und unseren begrenzten finanziellen Möglichkeiten trotzdem in Deutschlands Spitzenklasse immer wieder für Schlagzeilen sorgen konnten.


Wenn du auf deine Zeit bei den Vipers zurückschaust, was ist dein persönlicher Höhepunkt in dieser Zeit gewesen?
M: Sportlich gesehen gab es da einige, wie zum Beispiel die ersten beiden Jahre in Bad Wildungen, als ich nebenbei noch holländische Nationalspielerin war. Und natürlich die mitreißenden Siege als krasser Außenseiter damals in Leipzig oder wie im Januar gegen den großen Thüringer HC. Auch die beiden Aufstiege in die 1. Handball Bundesliga Frauen, und hier vor allem der, als gleichzeitig meine Schwester ebenfalls mit ihrem Verein aufstieg, sind nicht zu vergessen. Und jetzt als Krönung in meinem letzten Jahr: das Olymp Final4 im Mai in Stuttgart!

Du bist nun auch in Waldeck-Frankenberg sesshaft geworden. Was war neben deiner Familie der ausschlaggebende Grund dafür?
M: Familie ist natürlich der wichtigste Punkt, aber es gibt hier auch viele schöne Ecken in der Umgebung. Im Sommer kann man am See liegen und Wassersport machen und im Winter sogar Ski fahren. Leider fehlt für die jungen Leute ein bisschen die Action, dafür kann man sich über mangelnde Ruhe nun nicht beschweren.

Nach neun Jahren hier in der Region kennst du dich sicherlich sehr gut aus. Was muss man hier unbedingt mal gesehen oder gemacht haben?
M: Die Sperrmauer am Edersee und Schloss Waldeck auf jeden Fall als Sehenswürdigkeit, aber auch die vielen schönen Veranstaltungen wie Skispringen in Willingen, Handball bei den Vipers, das Altstadt-Kulturfest in Korbach, der Viehmarkt in Bad Arolsen, das Samba-Festival in Bad Wildungen oder Fußball in Höringhausen – das sind so die Highlights in unserer Region für mich.

Der Sommer ist für eine Handballerin sehr stressig. Höhepunkt ist das berühmte berüchtigte Trainingslager von eurer Trainerin Tessa. In diesem Sommer wirst du nicht mehr daran teilnehmen. Was wirst du stattdessen in diesem Zeitraum machen?
M: Entweder werde ich mit Tessa bei den Bergsprints unten an der Düne stehen und die Mädels anschreien oder mit meiner Familie irgendwo am Strand liegen und Urlaub machen.

Wie beurteilst du die Entwicklung der letzten Jahre bei den Vipers – wo steht das Team in 5 Jahren?
M: Unsere Entwicklung war genau richtig: nicht zu schnell, aber dafür kontinuierlich. Meistens ist es doch so, dass wenn man zu schnell wächst, man auch sehr schnell wieder fallen kann. Wirtschaftlich und sportlich geht es Schritt für Schritt nach oben. Ich hoffe nur aus tiefstem Herzen, dass diese Tendenz in der Zukunft bestehen bleibt, da die Rahmenbedingungen in unserem Sport immer schwieriger werden – sei es beispielsweise die Sponsorensuche oder auch einfach nur passende Spielerinnen zu finden. Es hängt vieles davon ab, wer in Zukunft die Fäden im Verein zieht. Wenn die bisherigen Vipers-Verantwortlichen Uwe Gimpel, Simon Hallenberger und Tessa Bremmer mal nicht mehr den Verein führen, weiß ich nicht, ob irgendein Außenstehender jemals in der Lage sein wird, unsere Erfolgsgeschichte als kleiner Dorfverein in der großen Bundesliga fortzuführen.

Wenn du ein persönliches All-Star-Team deiner bisherigen Mitspielerinnen aufstellen müsstest, wie würde es aussehen?

M: Tor – Jokelyn Tienstra, LA – Jolanda Bombis-Robben, RL – Sabine Heusdens, RM – Pearl van der Wissel, RR – Anouk Nieuwenweg, RA – Annika Busch, KM – Tessa Cocx

Liebe Miranda, vielen Dank für das angenehme Interview. Wir werden dich am 12. Mai 2018 beim letzten Heimspielsamstag der Saison gebührend verabschieden!

 

 

Daten und Fakten

Spitzname: Miri
Geburtstag: 13. Dezember 1986
Geburtsort: Emmen, Niederlande
Spielposition: Linksaußen
Länderspiele NL: 92 (129 Tore)

Sportliche Stationen

1996–2005: E&O Emmen (NL)
2005–2007: V&L Geleen (NL)
2007–2009: Borussia Dortmund
2009–2018: HSG Bad Wildungen Vipers

Sportliche Erfolge

• Aufstieg mit Borussia Dortmund in die 1. Bundesliga Frauen 2008
• Aufstieg mit Bad Wildungen Vipers in die 1. Bundesliga Frauen 2011 + 2014
• Teilnahme an der WM 2005
• Teilnahme an der EM 2006
• Teilnahme an der EM 2010

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